Diplomarbeit raumwagendes Neulengbach

Der Raum_Wagen

Er ist knallrot, flexibel, mobil und hat eine große Klappe. Der Raum_Wagen in Neulengbach. Ein selbstorganisierter und nutzungsoffener Raum, entstanden aus einem alten Feuerwehranhänger.

Im Raum_Wagen gibt es eine Küche, eine Werkbank und flexibles Mobiliar, welches von raum_wagenden Menschen nach Belieben genutzt werden kann.

Diese Menschen bleiben aber bis dato aus und die Nutzung des Raum_Wagens ist stark von einer Person abhängig: Michaela vom Verein Raum_Wagen.

Das sollte sich ändern und dabei sollte eine Masterarbeit mit intensiver Vor-Ort-Forschung behilflich sein.

Ein partizipativer, aktionsbasierter Forschungszugang sollte neue Erkenntnisse zum Raum_Wagen bringen und gleichzeitig den Raum_Wagen neuen Menschen zugänglich machen, indem durch den Forschungsprozess ein Kennenlernen des Raum_Wagens ermöglicht wurde.

Der ursprüngliche Plan

Der ursprüngliche Plan, einer Aktionswoche im Zentrum Neulengbachs, wo der Raum_Wagen täglich geöffnet hätte und von Vicky Gabriel bespielt worden wäre, wurde von der Kommunalpolitik, aufgrund der nicht gewollten Nutzung von Parkplätzen, nicht gestattet. Ein alternativer Standort für die Aktionswoche wurde am Campingplatz Finsterhof gefunden. Im September 2024 konnte die Aktionswoche, nach einem Jahr des Kennenlernens der Menschen und Dynamiken in Neulengbach, am Campingplatz Finsterhof stattfinden. Gemeinsam mit Menschen aus der Umgebung wurde ein Programm für die 9-tägige Aktionswoche zusammengestellt und durchgeführt. Zusätzlich wurde der Raum_Wagen in diesen neun Tagen zu einem Treffpunkt für die Bewohner*innen des Campingplatzes.

Der Standort

Der Standort ermöglichte leider nur eingeschränkt die Erforschung des Potenzials für spontan vorbeikommenden Menschen und die Funktion des Raum_Wagens als zentraler Treffpunkt. Das wäre durch einen Standort im Zentrum Neulengbachs ermöglicht worden und hätte zu anderen Ergebnissen in Hinblick auf die Nutzungspotenziale des Raum_Wagens in Neulengbach geführt. Trotzdem konnten durch die partizipative Masterarbeit neue Erkenntnisse zum Raum_Wagen und Neulengbach gewonnen werden und noch viel wichtiger: der Raum_Wagen war im Einsatz!

Erkenntnisse aus der Aktionsforschung

Die breite Masse der Bewohner*innen von Neulengbach konnte, auch aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen, nicht für die Aktionsforschung begeistert werden. Diejenigen, die begeistert waren, haben sich dafür umso mehr eingebracht. Es gibt in Neulengbach eine nicht zu vernachlässigende Gruppe von Menschen, die die Bedeutung des kollektiven, mobilen Raumes für den Ort erkennt und sich aktiv in die Aktionsforschung eingebracht hat. Eine spannende Erkenntnis war, dass die Menschen den Raum_Wagen zwar wichtig für den Ort finden und ihn auch besuchen, wenn er geöffnet hat, aber nicht wissen, wofür es diesen Raum konkret gibt. Es fehlt ihnen ein Grundverständnis für den Nutzen eines kollektiven und selbstorganisierten Raumes und das Vorstellungsvermögen, wie sie diesen Raum selbst nutzen könnten. Sie sehen die Bedeutung vor allem in der Funktion als konsumfreier Treffpunkt, an dem sich Menschen spontan treffen und austauschen können. Die Aktionsforschung hat bestätigt, dass der Raum_Wagen, egal wo er steht, diese Funktion als Treffpunkt ganz selbstverständlich und ohne große Unterstützung erfüllt. Er fällt auf und weckt das Interesse der Passant*innen, ihn näher zu betrachten und mit den Menschen dort in Kontakt zu treten. Daher sollte der Raum_Wagen an einem zentralen Ort stehen, wo ihn viele Menschen sehen und zu einem Gespräch mit anderen Menschen eingeladen werden. Dies wäre nur eine Möglichkeit der Nutzung des Raum_Wagens in Neulengbach. Im Grunde gibt es aber unzählige Nutzungsmöglichkeiten für den Raum_Wagen. Entscheidend werden der kommunalpolitische Wille und die Unterstützung, ein neues zivilgesellschaftliches Engagement im Verein Raum_Wagen sowie die persönliche Motivation von Michaela sein. Jedenfalls muss die Neulengbacher Kommunalpolitik den Wert des Raum_Wagens für die Stadtgemeinde erkennen, sonst wird er weiterziehen. Es gibt unzählige Vereine, Initiativen und Gemeinden, die auf einen solchen Raum warten.

Diplomarbeit RAUMWAGENDES NEULENGBACH
Wie viel Stadt braucht es um Raum zu wagen?
Eine Nutzer*innen- und Standortanalyse für kollektive, mobile Räume am Beispiel des Raum_Wagens in Neulengbach

Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ingenieur, eingereicht an der Technischen Universität Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung von Viktoria Gabriel, BSc. unter Leitung von Univ.Ass.in DIin Dr.in Petra Hirschler E280-07 Forschungsbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung Institut für Raumplanung, Technische Universität Wien, Karlsplatz 13, 1040 Wien, Österreich

Quellen

Raum_Wagendes NeulengbachEine Nutzer*innen- und Standortanalyse für kollektive, mobile Räume am Beispiel des Raum_Wagens in Neulengbach

Diplomarbeit von Vicky Gabriel (Studium Raumplanung und Raumordnung)

Fotos Vicky Gabriel

Masterarbeit Vicky Gabriel Download

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